Artikel im Gäubote von Katja Fuchs
Hier fliegen die Tennisbälle über das rote Feld, da die Softbälle beim Dosenwerfen am Stand. Kinder fahren Boxauto, spielen mit riesigen Mikado-Stäben oder hüpfen an Gummiseilen auf dem Trampolin. Im Zelt sind die Bänke gut besetzt, es wird bewirtet, während Jugendliche auf der Bühne tanzen und komplizierte Choreografien mit Springseilen präsentieren. Es ist der letzte Tag des gemeinsamen Jubiläumsfests der Kuppinger Feuerwehr und des Musikvereins. Und der ist den Kindern und Familien gewidmet. Viele Vereine sowie Schule und Kindergarten beteiligen sich mit Programmpunkten am Generationennachmittag. Um 17 Uhr spielen die „Lausbuba“ und den Festausklang gestaltet – wer sonst – der Musikverein Kuppingen selbst bis spät in die Nacht.
„Heute wird nicht mehr abgebaut. Heute wird gefeiert“, sagt Michael Haarer, ehemaliger Abteilungskommandant der Kuppinger Feuerwehr, am Montagnachmittag. Er ist federführend an der Organisation des Fests beteiligt gewesen. Erst am Dienstagmorgen sei der Zauber offiziell vorbei. „Für den Aufbau haben wir eine Woche gebraucht“, blickt er zurück. Den Abbau wollen Feuerwehr und Musikverein innerhalb eines Tages schaffen. Abbauen sei erfahrungsgemäß einfacher.
Die vergangenen vier Tage waren das Ergebnis von jahrelanger Planungsarbeit, die wegen Corona zwischenzeitlich unterbrochen werden musste. „Es hat sich gelohnt“, freut sich Daniel Reichenecker, Vorstandsmitglied des Musikvereins Kuppingen. „Nicht nur wir und die Feuerwehr haben gefeiert, sondern der ganze Ort. Und die Tage waren großartig. Die Leute sind mit der allerbesten Laune gekommen und mit der allerbesten Laune wieder gegangen.“ Das sieht sein Vorstandskollege, Johannes Görke, ebenso. „Das Ergebnis ist sehr eindrucksvoll. Schon am ersten Tag war das Festzelt gut besucht. Wir hatten tolle Auftritte und alles lief wie geplant.“ Die Anerkennung gelte allen, die über das ganze lange Wochenende bei bester Laune mitgefeiert hätten. „Alle hatten ein Grinsen im Gesicht“, zeigt sich Lars Heselschwerdt, stellvertretender Abteilungskommandant, zufrieden.
Es sei zudem das erste Mal gewesen, dass im Landkreis Böblingen das Kreis-Musikfest und der Kreisfeuerwehrtag zusammen gefeiert wurden, betont Michael Haarer. Das habe die Arbeit einerseits erleichtert, weil es einfacher gewesen sei, für beides gemeinsam zu werben. Andererseits habe es aber umso nötiger viele helfende Hände gebraucht.
„Wir haben das zusammen mit der motivierten Bevölkerung gestemmt“, sagt Abteilungskommandant Kevin Keuler. „Alle haben sich eingebracht, Sport-, Musik- und sonstige Vereine aller Art. Und wir hatten einen sehr schönen Jubiläumsumzug mit mehr als 100 Einzelgruppen.“ Bei der Planung im Vorfeld hätten sich einige sehr stark reingehängt. „Es gab viele Unter-Chefs und -Gruppen, die alle sehr gute Arbeit geleistet haben.“ Und das nicht nur in der Vorbereitung, sondern auch in der Umsetzung. „Wir hatten über das ganze Wochenende mehr als 700 Arbeitsschichten zu bewältigen“, betont Michael Haarer. Vor allem, als nach dem Festumzug etwa 4500 Menschen auf einmal bewirtet werden wollten, sei das eine Herausforderung gewesen. „Der ganze Flecken und die gesamte Feuerwehr Herrenberg haben da mitangepackt. Ohne die über 500 Helfer, die hier gearbeitet haben, wäre das nicht machbar gewesen.“
„Das war ein Fest für und mit Kuppingen, aber auch eines für die ganze Region und darüber hinaus. Es war ein Fest, das Kuppingen in Zukunft guttun wird“, lobt Ortsvorsteher Markus Speer. „Die Bürgerschaft braucht so etwas hin und wieder. Das motiviert unseren Ort, es war eine beachtliche Gemeinschaftsleistung. Ich bin stolz auf alle, die dazu beigetragen haben, dass es gelungen ist.“ Das prächtige Wetter, so ist er überzeugt, sei die Belohnung für die harte Arbeit gewesen. „Dieses Engagement zeichnet unseren Ort und die Vereine aus.“ Weit über 10 000 Besucher seien in Summe mit dabei gewesen. Den Festumzug allein haben bereits mehr als 3 000 Augenpaare vom Straßenrand aus verfolgt.
Viele besondere Momente werden noch lange in Erinnerung bleiben. „Der Zapfenstreich der Bürgerwache Rottenburg mit 104 Personen, die zu Ehren aller Rettungskräfte und Vereine gespielt haben, war ein riesiges Spektakel“, blickt Kommandant Kevin Keuler zurück. „So etwas erlebt man nicht alle Tage. Es waren Leute aus dem Kreis Calw hier, die nur dafür gekommen sind.“ Vom Herrenberger Oberbürgermeister und dem Landrat über zahlreiche Abgeordnete und Gemeinderäte sei fast alles da gewesen, was Rang und Namen habe. Daniel Reichenecker hat der Massenchor mit 350 Mitgliedern aller möglicher Musikvereine des Kreises besonders beeindruckt. „Das war ein Bild, so viele Musiker in Harmonie und einem Farbenmeer so vieler verschiedener Trachten“, schwärmt er. Über die Blaulichtmeile mit besonderen Fahrzeugen aus dem ganzen Landkreis (der „Gäubote“ berichtete) freuten sich vor allem Kinder und Familien. Im Rahmen des Kreisfeuerwehrtags haben zudem 37 Gruppen das Leistungsabzeichen erworben, auf das sie sich in vielen Übungsstunden vorbereitet hatten.
„Unser Musikverein ist ja genau 100 Jahre alt geworden, dafür bekommen wir die Pro-Musica-Plakette verliehen“, erklärt Johannes Görke. Er habe zu diesem Anlass einmal die alten Unterlagen durchgeblättert. Und festgestellt: „Was bleibt, sind die Fotos und Erinnerungen von Festen wie diesem. Das ist es, was man hinterlässt.“ Bleibendes zu hinterlassen sei weiterhin das Ziel des Vereins. „Und natürlich, die nächsten 100 Jahre zu schaffen“, meint er mit einem Augenzwinkern.
Nicht nur wir und die Feuerwehr haben gefeiert, sondern der ganze Ort. Und die Tage waren großartig Daniel Reichenecker
